Konferenzen
Die Revolution hat ein weibliches Gesicht
57 min
Minsk im Sommer 2020. Eine junge Frau im ärmellosen weißen Kleid tänzelt vor einer schwarzen Mauer aus martialisch vermummten Sondereinsatzkräften: Bilder wie diese gingen um die Welt. Der Brutalität des Regimes setzen Hunderttausende mutige Bürgerinnen und Bürger aller gesellschaftlichen Schichten Gewaltfreiheit, kreative Vielfalt und dezentrale Selbstorganisation entgegen.
Was sich seit den Präsidentschaftswahlen am 9. August 2020 in Belarus abspielt, geht über eine regionale Protestbewegung gegen gefälschte Wahlen weit hinaus. In Minsk und vielen anderen Städten des weithin unbekannten Landes zwischen Russland und der EU wird Geschichte geschrieben. Weiblich, friedlich, postnational - so charakterisiert Olga Shparaga die Umwälzung in ihrem Land und stellt die Ereignisse in den Kontext europäischer und globaler Emanzipationsbewegungen.
"Die Revolution hat ein weibliches Gesicht - Der Fall Belarus", das Buch von Olga Shparaga erschien 2021 im Suhrkamp Verlag.
Moderation: Nina Weller
Audio-Aufzeichung vom 9. März 2022 im Kulturzentrum, Abtei Neumünster: IPW [Institut Pierre Werner]
Mastering und Bearbeitung: Carlo Link [radio 100,7]
Biographien:
Olga Shparaga, geboren 1975, lehrt Philosophie am European College of Liberal Arts in Minsk. Sie ist Mitglied der feministischen Gruppe des Koordinationsrats, des politischen Organs der Opposition gegen den Diktator Alexander Lukaschenko
Nina Weller war bis vor kurzem akademische Mitarbeiterin an der Europa Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Sie forscht zu Erinnerungskulturen in Russland, Belarus und der Ukraine. Sie ist Mitherausgeberin des Buches "Belarus! Das weibliche Gesicht der Revolution. Berlin: edition.fototapeta 2020" und hat im August 2020 den Blog "Stimmen aus Belarus" mit ins Leben gerufen.
Verleihung des Internationalen Karlspreises 2022 zu Aachen, an die belarussischen führenden politischen Aktivistinnen (26. Mee):
Maria Kalesnikava (inhaftiert), Swetlana Tichanowskaja und Veronica Tsepkalo
In Würdigung ihres mutigen und ermutigenden Einsatzes gegen die brutale staatliche Willkür, Folter, Unterdrückung und die Verletzung elementarer Menschenrechte durch ein autoritäres Regime, für Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit ehrt das Direktorium der Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen im Jahr 2022 die belarussischen politischen Aktivistinnen Maria Kalesnikava, Swetlana Tichanowskaja und Veronica Tsepkalo [Karlspreis-Direktorium und Stadt Aachen].